In Nümbrecht bricht ein neues Zeitalter an

Nach neun Jahren Konstanz auf dem Trainerposten geht der SSV Homburg-Nümbrecht mit einem neuen Coach in die nächste Landesligasaison – Marcus Voike steht eine gewachsene und kaum veränderte Mannschaft zur Verfügung.

Von Thomas Giesen

Der Anblick war ein wenig gewöhnungsbedürftig. In den vergangenen neun Jahren begrüßte Torsten Reisewitz die Anwesenden bei der Mannschaftsvorstellung – die langen Haare stets offen für den anstehenden Fototermin. Doch seit dem Ende der vergangenen Landesligasaison ist Reisewitz beim SSV Homburg-Nümbrecht Geschichte. Nach wochenlanger Ergebniskrise einigten sich Trainer und Vereinsvorstand, dass sich die Wege trennen werden. Ganz freiwillig sei er nicht gegangen, offenbarte Reisewitz nach Bekanntgabe der Entscheidung. Dass seine Equipe im Saisonendspurt zu alter Stärke zurückfand und man am letzten Spieltag sogar noch eine theoretische Chance hatte, den Meistertitel zu holen und damit in die Mittelrheinliga aufzusteigen, änderte nichts.

Schon längst war klar, dass der SSV mit einem neuen Verantwortlichen an der Seitenlinie in die nächste Spielzeit gehen würde und damit ein neues Zeitalter bei den Nümbrechtern anbrechen wird. Marcus Voike heißt der Nachfolger auf dem Trainerposten – und das war es dann auch schon fast mit den Veränderungen. Denn statt eines großen Umbruchs, wie er bei Trennungen dieser Art nicht selten vorkommt, fand Voike eine gewachsene und kaum veränderte Mannschaft vor, die am Ende der vergangenen Spielzeit auch keinerlei Auflösungserscheinungen zeigte. Im Gegenteil. „Torsten hat hier vieles richtig gemacht, sonst wäre er auch keine neun Jahre hier gewesen“, sagt Voike, der nun beste Bedingungen für seine Aufgabe zur Verfügung gestellt bekommt.

„Es ist natürlich ein Vorteil, nicht zehn oder 15 Neuzugänge holen und integrieren zu müssen. Die Mannschaft ist eine verschworene Gemeinschaft“, so Voike. Von der Vorgeschichte habe er nicht allzu viel mitbekommen. „Das hat mich nicht beeinflusst. Ich habe auch niemanden danach gefragt. Ich bin hier gut aufgenommen worden und die Arbeit mit den Jungs macht Spaß. Ich glaube, den Jungs macht es auch Spaß. Sie ziehen alle mit, sind wissbegierig und heiß auf Training. Wenn jemand Neues kommt, geben ja auch alle Gas und wollen sich beweisen“, schildert der 49-Jährige seine bisherigen Eindrücke. Etwas mehr als drei Wochen läuft die Vorbereitung der Nümbrechter auf die neue Spielzeit mittlerweile. Mit dem Gewinn des Sparkassen-Cups wurde auch sogleich der erste Erfolg eingefahren.

[Marcus Voike tritt beim SSV Homburg-Nümbrecht in die Fußstapfen von Torsten Reisewitz.]

Mit Henry Schäumer, der von Blau-Weiß Mintard ins Oberbergische wechselte, und Finley Friedrichs, der aus der U19 von Viktoria Köln nach Nümbrecht kam und sogar noch in der A-Jugend auflaufen könnte, verpflichtete der SSV nur zwei externe Zugänge. Beide haben ihre Stärken in der Defensive. Fünf Talente aus der eigenen Jugend ergänzen den Kader und sollen von Voike auf Landesliganiveau gebracht werden. Mit der Förderung von Talenten kennt sich der Coach aus. Einige Jahre kompensierte er bei Germania Windeck immer wieder den Verlust von Spielern mit Nachwuchskickern und hielt lange Zeit die Klasse, ehe der Abstieg aus der Mittelrheinliga doch noch kam. In Windeck und auch bei seiner jüngsten Station, dem TuS Oberpleis, erarbeitete sich Voike den Ruf, stets denselben Spielstil einzusetzen. Nämlich tief und sehr kompakt zu stehen, um dann nach Ballgewinn schnellstens umzuschalten.

Festgefahren sei er darauf nicht. „Es ist immer ein Unterschied, wen man trainiert und welche Spieler und Charaktere man in der Mannschaft hat und ob sie pressen und eine hohe Laufintensität bringen können“, sagt Voike. „Wir wollen flexibel sein, aber wir wollen das Spiel bestimmen und den Ball haben, denn dann kann einem selbst nichts passieren. Im Moment versuchen wir zu pressen. Das haben wir im Testspiel gegen Merten schon gezeigt. Wir wollten denen keine Luft zum Atmen geben. Der Mertener Trainer war begeistert. Und wenn man Lob vom Gegner bekommt, hat man vieles richtig gemacht“, erklärt Voike, der damit die Stärken seines Teams nutzen will. Neben dem Teamspirit sei das vor allem das Zweikampfverhalten und das Anlaufen. Eine Baustelle sei die Chancenverwertung. „Das haben wir schon beim Sparkassen-Cup gesehen. Da müssen wir konsequenter werden. Aber wir sind auf einem guten Weg. Nach nur drei Wochen Vorbereitung kann auch nicht alles klappen.“

Die Erwartungshaltung im Nümbrechter Lager dürfte nach der vorangegangenen Spielzeit, die mit Platz zwei endete, ziemlich hoch sein. Mehrfach war der SSV in den vergangenen Jahren recht knapp am Aufstieg vorbeigeschlittert. Eine Vorgabe habe Voike allerdings nicht erhalten. „Von einem Saisonziel habe ich noch nichts gehört. Meine Aufgabe ist es, die Spieler zu verbessern. Auf und neben dem Platz. Wir wollen so gut werden, dass der Faktor Glück nicht unsere Spiele entscheidet. Wir gehören zum oberen Drittel der Liga. Dass die Jungs zocken können, haben sie in der vergangenen Saison bewiesen“, sagt Voike und nennt die Zweitvertretung von Eintracht Hohkeppel und den Mittelrheinligaabsteiger FV Bonn-Endenich als Favoriten auf den Titel und den Aufstieg.

Eigene Ambitionen, den Gang in die Mittelrheinliga anzupeilen, äußert er nicht. „Natürlich wollen wir oben mitspielen. Wenn die Jungs sagen, dass der Aufstieg ihr Ziel ist, dann müssen sie auch so trainieren.“ Wahrscheinlich schon im Oktober wird es einen Meilenstein für den Verein geben, wenn die in den letzten Monaten umfassend umgebaute Sportanlage nebst neuem Sportlerheim und Tribüne eingeweiht werden soll. Auch in Sachen Infrastruktur bricht also ein neues Zeitalter an.  

[Die Coaches Marcus Voike (re.) und Noureddine Benidir (li.) mit den Neuzugängen Finley Friedrichs (v.li.), Sunny Gietz und Henry Schäumer.]

Zugänge

Henry Schäumer (Blau-Weiß Mintard), Finley Friedrichs (Viktoria Köln U19), Till Risch (eigene 2. Mannschaft), Dean Herzog, Andreas Marian, Phil Puzalowski, Sunny Gietz (alle eigene U19)

Abgänge

Julian Opitz (PTSV Jahn Freiburg), Julian Schwarz (TuS Marialinden), Christian Rüttgers (Karriereende), Julian Birk (Casa de Espana Köln)

Der Kader

Tor

Julian Schoepe, Matteo Tessarolo, Phil Puzalowski

Abwehr

Sebastian Ramspott, Philipp Rüttgers, Tom Hillenbach, Finley Friedrichs, Henry Schäumer, Till Risch, Moritz Becker, Dean Herzog, Felix Adamietz, Lukas Grünberg

Mittelfeld

Ricardo Bauerfeind, Marvin Hennecken, Niklas Goße, Niklas Clemens, Sunny Gietz, Andreas Marian, Joscha Trommler, Fritz Schäfer

Angriff

Robin Brummenbaum, Mike Großberndt, Dean-Robin Paes, Dennis Kania, Felix Klein, Kilian Seinsche, Felix Sievers

Trainer

Marcus Voike

Co-Trainer

Noureddine Benidir, Fabian Förster

Torwarttrainer

René van der Wyst

Athletiktrainer

Florian Listner

Betreuer

Sebastian Krieger

Physiotherapeutin

Daniela Krieger-Dahlenkamp

Quelle: www.Oberberg-aktuell.de