Am vergangenen Sonntag fiel der letzte Vorhang: Maik Alzer wurde nach dem 4:0 gegen den TuS Mondorf und insgesamt 71 Punktspielen (42 Siege, 15 Unentschieden, 14 Niederlagen/Punkteschnitt pro Partie: 1,99) als Trainer des SSV Homburg-Nümbrecht verabschiedet. Er war zweieinhalb Jahre bei den Blau-Gelben tätig – ein vergleichsweise kurzer Zeitraum, der allerdings mit vielen Highlights gespickt war. In der Saison 2014/2015 wurde der SSV Bezirksliga-Meister und stieg erstmals in der Klubgeschichte in die Landesliga auf. Die Premieren-Spielzeit war ein harter Kampf, fand aber mit dem Erreichen des sechsten Platzes einen krönenden Abschluss.
Oberberg-Aktuell: Herr Alzer, wie schwer fällt Ihnen der Abschied aus Nümbrecht?
Maik Alzer: Wir waren sportlich erfolgreich und die Mannschaft hat einen hervorragenden Charakter, weshalb es nicht einfach ist, den SSV zu verlassen. Allgemein habe ich mich hier sehr wohl gefühlt. Es war eine tolle Zeit.
OA: Was waren Ihrer Meinung nach die Höhepunkte in den zweieinhalb Jahren?
Alzer: Nachdem ich die Mannschaft im Winter 2013 übernommen habe, haben wir in der Rückrunde schon mehr Konstanz an den Tag gelegt und uns vom zehnten auf den sechsten Platz verbessert. Das Aufstiegsjahr war natürlich überragend. Wir sind dominant aufgetreten, haben in der gesamten Saison nur einmal verloren und zum Teil mitreißend gespielt. In der Landesliga haben wir gezeigt, was möglich ist, wenn man alles aus sich herausholt. Als Aufsteiger den sechsten Platz zu erreichen, ist gar nicht hoch genug zu bewerten.
OA: Was war der Schlüssel zum Erfolg?
Alzer: Die große Stärke dieser Mannschaft ist, dass jeder für den anderen da ist. Das hat sie speziell in dieser Saison beeindruckend unter Beweis gestellt. Mit Norbert Schwarz (Anm. d. Red.: bisheriger sportlicher Leiter) lag ich immer auf einer Wellenlänge und die Zusammenarbeit innerhalb des Trainerteams, ob mit Rüdiger Müller, der in der Hinrunde kurzfristig aus beruflichen Gründen aufhören musste, Fabian Förster oder Peter Lünenbach, hat wunderbar funktioniert.
OA: Der Gewinn des Bezirksliga-Titels oder der Klassenerhalt im ersten Landesliga-Jahr. Was ist höher einzuschätzen?
Alzer: Das ist schwierig zu beantworten, aber ich denke, dass der Klassenerhalt einen etwas höheren Stellenwert besitzt, weil die Gegner in der Landesliga über eine höhere Qualität verfügen und es im Abstiegskampf unglaublich eng zuging. Wenn wir uns nur eine Niederlage mehr erlaubt hätten, hätten wir wahrscheinlich bis zum Schluss zittern müssen. Man darf auch nicht vergessen, dass wir mit enormem Verletzungspech zu kämpfen hatten. Sieben oder acht Spieler fehlten permanent. In dieser schwierigen Phase hat uns auch geholfen, dass wir mit Devy Diallo, Max Lomnitz und später Jonas Henscheid personell nachlegen konnten.
OA: Vor einigen Wochen stand der SSV nach der 0:3-Niederlage in Bad Honnef mit dem Rücken zur Wand. Wie haben Sie anschließend die Kurve bekommen?
Alzer: In Bad Honnef hatte ich zum ersten und einzigen Mal in den zweieinhalb Jahren das Gefühl, dass wir nicht alles abgerufen haben. Am Montag habe ich dann die Spieler nach einem langen Gespräch mit Kapitän Sebastian Ghofranifar gebeten, sich untereinander die Meinung zu sagen. Es wurde eine Stunde lang Klartext geredet. Das hatte Signalwirkung für das nächste Spiel gegen Tabellenführer Siegburg. Wir haben verdient mit 2:0 gewonnen und damit unsere Erfolgsserie gestartet.
OA: Ihr Nachfolger steht schon seit längerem fest. Was ist für den SSV im nächsten Jahr unter Torsten Reisewitz möglich?
Alzer: Von Vorteil ist, dass die Verletzten zurückkehren und die Mannschaft fast komplett zusammenbleibt, aber ein Selbstläufer wird die Saison deshalb nicht. Ich bin mir jedoch sicher, dass die Jungs an ihre guten Leistungen anknüpfen werden. Das Ziel sollte sein, sich zu konsolidieren und so früh wie möglich aus dem Abstiegskampf herauszuhalten. Ich habe länger mit Torsten gesprochen. Er kann sich darauf verlassen, eine super Truppe zu übernehmen.
OA: Sie werden jetzt eine Pause als Fußballcoach einlegen. Worauf freuen Sie sich am meisten?
Alzer: Ich bin froh, mehr Zeit mit der Familie verbringen zu können. Das ist in den vergangenen Jahren häufig zu kurz gekommen ist. Sonntags frei zu haben oder Ende August in den Urlaub zu fahren, sind ganz neue Erfahrungen für mich. Ob ich in der übernächsten Saison etwas Neues mache, wird sich zeigen.
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