90.+4! Der Joker bringt die Erlösung


Die Nachspielzeit war schon fast abgelaufen, als der SSV Homburg-Nümbrecht tief in der eigenen Hälfte einen Freistoß zugesprochen bekam. Keeper Christian Salmen schlug das Leder in hohem Bogen in Richtung des gegnerischen Strafraums, wo es in den Lauf von Jonas Henscheid verlängert wurde. Der linke Außenbahnspieler behielt die Übersicht und bediente Mike Großberndt, der frei vor dem Kasten lediglich eine Pflichtübung vollführen musste – 3:2! Mit diesem Last-Minute-Streich beendete der Joker die lange Negativserie des SSV – und nahm seinem Trainer eine Riesenlast von den Schultern.

„Das war ein megamega-wichtiger Erfolg für uns“, erklärte Trainer Torsten Reisewitz nach dem bitter notwendigen Dreier gegen seinen Ex-Klub. „Ein Riesenkompliment an die Jungs, wie sich nach dem Rückstand wieder herankämpft haben.“ Bevor die Dramatik ganz zum Schluss kulminierte, war bereits die erste halbe Stunde der Begegnung nichts für schwache Nerven. Die Gastgeber schwangen den Taktstock in der Anfangsphase im Höchsttempo, Lindenthal-Hohenlind war nicht in der Lage, sich aus der Umklammerung zu befreien.

Nachdem Philipp Wirsing einen Dropkick knapp über das Gehäuse gesetzt hatte (2.), nickte Robin Brummenbaum eine Flanke von Tom Barth zur Führung ein. Die Kugel rutschte Torhüter Jonas Prier durch die Hosenträger und kullerte über die Linie. Anschließend lenke Prier einen Freistoß von Julian Schwarz über die Querstange (9.), bei der anschließenden Ecke verfehlte Jan Luca Krämers Kopfball das Ziel um wenige Zentimeter.

Das 2:0 schien nur eine Frage der Zeit zu sein, doch dann leistete sich Barth einen Stockfehler im zentralen Mittelfeld. Lindenthals pfeilschneller Stürmer Gero Pletto wurde in die Gasse geschickt und schloss überlegt ab. Auf der Gegenseite sprang Jonas Henscheids Diagonalgeschoss vom Innenpfosten ins Feld zurück (17.), ehe die Kölner postwendend einen perfekten Konter hinzauberten – die Initialzündung gab Kapitän Daniel Spiegel mit einer feinen Einzelaktion, als Endabnehmer trat erneut Pletto in Erscheinung.

Damit war der Spielverlauf auf den Kopf gestellt und die Blau-Gelben benötigten einige Minuten, um sich von dem Doppel-Nasenstüber zu erholen. Als Wachrüttler betätigte sich Brummenbaum: Er startete nach einem Kopfballassist von Dennis Kania alleine durch und markierte den Ausgleich. Nach einer tollen Kombination hätte Wirsing selbst abschließen müssen, statt querzulegen (33.). Brummenbaum scheiterte aus spitzem Winkel an Prier (34.). Der dritte ernstzunehmende Angriff der Borussen mündete zur Abwechslung mal nicht in einem Treffer: Minsu Kim köpfte den Ball hauchzart am Winkel vorbei (38.).

In Halbzeit zwei ging es weitaus kontrollierter zu, wobei beide Teams das letzte Risiko scheuten und die Angst, den entscheidenden Patzer zu machen, mit zunehmender Dauer immer deutlicher zu spüren war. Der SSV war dennoch aktiver und gefährlicher, während der Gast vergeblich auf Umschaltsituationen lauerte. Kopfbälle von Julian Schwarz und Tom Barth, jeweils per Freistoß vorbereitet durch Christian Rüttgers, strichen über die Latte (58., 75.), Henscheid ließ einen weiteren Hochkaräter liegen (62.).

Aufgrund des späten Zeitpunkts des Großberndt-Tores fraglos glücklich, aber insgesamt hochverdient trug Nümbrecht den ersten Sieg seit Anfang November davon. Reisewitz: „Ich rechne es der Mannschaft extrem hoch an, was sie geleistet hat. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass das bloß ein kleiner Schritt war. Wir haben die rote Zone noch nicht hinter uns gelassen.“ Am Sonntag soll im nächsten Heimmatch gegen Bad Honnef nachgelegt werden (15:15 Uhr). Positiv für Reisewitz: Die Ersatzbank war heute prall gefüllt, in drei Tagen kann er frische Kräfte bringen. „Das ist auf jeden Fall ein Vorteil“, so der Coach.

Tore
1:0 Robin Brummenbaum (5. Tom Barth)
1:1 Gero Pletto (13.)
1:2 Gero Pletto (18.)
2:2 Robin Brummenbaum (27. Dennis Kania)
3:2 Mike Großberndt (90.+4 Jonas Henscheid)

SSV Homburg-Nümbrecht
Christian Salmen; Felix Jäger, Jan Luca Krämer, Julian Schwarz, Philipp Wirsing, Julian Opitz, Thomas Ziegler, Dennis Kania (46. Christian Rüttgers), Tom Barth (81. Mike Großberndt), Jonas Henscheid, Robin Brummenbaum

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