Gänsehaut-Duell unter Flutlicht


FV Wiehl – SSV Homburg-Nümbrecht (Freitag, 20 Uhr)


Es fehlen: Zudi Hajredini, Jared Jörgens – Thomas Ziegler, Alexander Epstein, Sebastian Ghofranifar, Maximilian Sackner, Daniel Kelm.

Einsatz fraglich: keiner – Philipp Wirsing, Michel Hock.


Zum Spiel: Ein exklusiver Abendtermin, die Experten prognostizieren trockenes und mildes Frühlingswetter: Die Voraussetzungen für eine Rekordkulisse beim Schlager zwischen dem FV Wiehl und dem SSV Homburg-Nümbrecht sind gegeben. Um 20 Uhr wird das mit Spannung erwartete Prestigeduell auf der Eichhardt angepfiffen. Die Klubs, die 2019 ihr 100. Jubiläum feiern, pflegen bei aller Rivalität ein nachbarschaftliches Verhältnis, aus dem Ruder gelaufen ist der Straßenfeger noch nie.

Wiehls Coach Wolfgang Müller steht vor seiner Derby-Premiere. „Für das Oberbergische ist es top, zwei Landesligateams vorweisen zu können. Ein solches Spiel vor der Brust zu haben, ist immer etwas Besonderes, und es wäre schön, wenn beide Vereine die Klasse halten würden“, erklärt Müller. Zumindest ein kleiner psychologischer Vorteil für die Gastgeber: In der Landesliga haben sie gegen die Gäste noch keine Niederlage kassiert. Das Hinspiel gewann der FV mit 2:1 – es war der erste Saisonsieg überhaupt.

In sportlicher Hinsicht haben Nümbrecht und Wiehl schon angenehmere Zeiten erlebt, wobei sie sich derzeit wieder auf dem aufsteigenden Ast befinden. Der SSV sammelte in den jüngsten drei Matches sieben Punkte ein und hat das Polster auf das Abstiegsterrain vergrößert. Wiehl hat seit dem Trainerwechsel von Jan Kordt zu Wolfgang Müller bloß einmal böse gepatzt, konnte jedoch eben jenen Negativausreißer gegen Flittard (2:5) durch einen überzeugenden 4:0 in Windeck ausbügeln.

Die Leistung gegen die Germania soll als Muster für die Begegnung am Freitag dienen. „Es ist uns mit Bravour gelungen, so gut wie gar nichts zuzulassen. Und wir haben es geschafft, unsere Chancen in Zählbares umzumünzen“, hofft Müller, dass der Knoten in der Offensive endlich geplatzt ist. Der letztjährige Goalgetter Jan Peters empfahl sich mit vier Torbeteiligungen. „Aber nicht nur er, sondern alle haben einen Schritt nach vorne gemacht“, betont er.

Taktisch wird sich der Übungsleiter einige Kniffe überlegt haben, um den Lokalkonkurrenten auszubremsen. Davon abgesehen lautet Müllers Derby-Parole: „Visier auf und volle Pulle.“ Personell bleiben kaum Wünsche offen, lediglich die Rekonvaleszenten Zudi Hajredini und Jared Jörgens sind nicht einsatzfähig. Nach auskuriertem Kreuzbandriss hat Kevin Ufer am vergangenen Sonntag in der Reserve durchgespielt, eine Rückkehr ins Aufgebot ist möglich.

Im blau-gelben Lager beschäftigt man sich selbstredend mit der Frage, ob die Sieg-Allergie gegen Wiehl ein Ende findet, Trainer Torsten Reisewitz wird die Seinen allerdings nicht aktiv mit dieser Statistik konfrontieren. „Heiß sind die Jungs sowieso“, sagt der Coach. „Am besten lösen wir uns ein bisschen von dem Derbycharakter und sehen es als normales Fußballspiel. Wir müssen uns, wie in den letzten Wochen, darauf konzentrieren, stabil zu arbeiten. Wenn wir das schaffen, können wir jedem Gegner wehtun. Über 90 Minuten sind wir fies zu verteidigen. Sollten wir überpacen, werden wir Schwierigkeiten bekommen.“

Zumal die Gastgeber nach Angaben von Reisewitz im Umschaltspiel ganz spezielle Qualitäten besitzen. „Da ist Wiehl richtig, richtig gut, weshalb wir keine Anfälligkeiten gegen Konter an den Tag legen dürfen. Das wird sofort bestraft.“ Nümbrecht hat in den Partien gegen Schlebusch (1:1), Lindenthal-Hohenlind (3:2) und Bad Honnef (2:1) den Kampfgeist wiederentdeckt. Nackenschläge wurden weggesteckt – nicht mit Hochglanzfußball, sondern purem Willen. „Unsere Spielweise ist momentan vielleicht nicht schick, aber mich interessieren ausschließlich die Punkte.“ Der Zweck heiligt die Mittel.

Reisewitz profitiert auch von der Kadertiefe. Wohl dem, der einen Christian Rüttgers einwechseln und das System ohne Reibungsverluste umstellen kann. Das Resultat: Der Regisseur war mit dem Führungstreffer entscheidend am Erfolg gegen die Badestädter beteiligt. „Das breite Personalangebot macht uns stark“, erklärt der Trainer, der auf Thomas Ziegler (Gelb-Rot-Sperre) verzichten muss. Philipp Wirsing (Gehirnerschütterung) und Michel Hock (muskuläre Probleme) bangen um ihre Teilnahme am Hit.

Mit einem Dreier könnte sich der SSV weiter absetzen und das Thema frühzeitiger Klassenerhalt ein wenig offensiver nach außen tragen. „Es wäre das i-Tüpfelchen, am Freitag die 30-Punkte-Marke zu knacken“, geht Reisewitz davon aus, dass 36 Zähler zur Versetzung ins nächste Landesliga-Jahr reichen. 

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