“Nie in einen positiven Flow gekommen”


Dass die Bäume in der ausgeglichenen Landesliga nicht in den Himmel wachsen, musste der SSV Homburg-Nümbrecht in der abgelaufenen Saison erfahren. Am Ende reichte es bloß zu einem enttäuschenden 13. Rang – die schlechteste Platzierung seit dem Aufstieg im Sommer 2015. „Es gibt mehrere Gründe dafür, warum so wenig gepasst hat. Wir sind nie in einen positiven Flow gekommen“, blickt Coach Torsten Reisewitz zurück. Ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt bestanden zu keinem Zeitpunkt, dennoch ist das schwache Abschneiden ein klarer Warnschuss für die blau-gelbe Equipe. Lediglich dank der besseren Tordifferenz hangelte sie sich durch.

Zu Beginn der Spielzeit waren die Nümbrechter von vielen Experten, auch wegen prominenter Neuzugänge wie Jonas Henscheid und Thomas Ziegler, sogar zum Mitfavoriten erklärt worden. Reisewitz beäugte die Vorschusslorbeeren stets kritisch. Im Nachhinein kann er sich bestätigt fühlen. „Meiner Meinung nach müssen wir mehr Demut an den Tag legen. Natürlich sind wir unzufrieden, aber man darf nicht vergessen, dass jedes Landesliga-Jahr für unseren kleinen Verein ein Geschenk ist“, erläutert der Übungsleiter. Zugleich hofft Reisewitz, dass das Personal den Denkzettel in positive Energie umwandelt. „Jeder sollte seine Lehren daraus gezogen haben, mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.“

Erneut war Nümbrecht von Verletzungssorgen gebeutelt. Ein großes Lazarett ist Gift für die Konstanz – egal, wie komfortabel der Personalschlüssel auf dem Papier erscheint. „Ich musste permanent auf Ausfälle reagieren. Es gab keine einzige Woche, in der ich mit dem gleichen Kader arbeiten konnte“, erklärt Reisewitz. Die häufigen Rochaden gingen zulasten der Stabilität. „Unsere Torausbeute ist in Ordnung, auch wenn wir jede Menge Hochkaräter verballert haben. Aber bei 60 Gegentreffern dürfen wir uns nicht wundern, dass wir so weit unten gelandet sind. Unser Abwehrverhalten war nicht gut genug.“

Über Jahre profitierte der SSV von seinen Nehmerfähigkeiten, dieses Merkmal war diesmal jedoch kein Faktor. „Wir haben es zu selten geschafft, uns nach Rückschlägen zurückzukämpfen, wobei wir in vielen Spielen auf Augenhöhe waren. Dann ist meist der erste Fehler von uns bestraft worden, ohne dass wir darauf eine Antwort geben konnten“, ist Reisewitz bemüht, die Comebackqualitäten in der nächsten Serie wieder herauszukitzeln. Ebenso gilt es die Zahl der krassen individuellen Defensivschnitzer zu reduzieren und an der Chancenverwertung zu feilen. Der Verschnitt vor dem gegnerischen Kasten war eindeutig zu hoch – obwohl Robin Brummenbaum (17 Treffer) Platz vier der Torjägerliste belegte.

Die personellen Veränderungen fallen moderat aus. Stand jetzt bleibt es bei den externen Neuzugängen Jan-Frederick Göhsl (Germania Windeck) und Niklas Clemens (VfR Marienhagen). Darüber hinaus werden einige Youngster aus dem eigenen Nachwuchsstall behutsam integriert. „In unserem Team ist ein gewachsenes Fundament vorhanden. Deshalb lassen wir uns nicht zu irgendwelchen Harakiri-Aktionen hinreißen“, begründet Reisewitz die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt.

Als Abgänge stehen Joscha Trommler, Sebastian Ghofranifar und Tom Barth fest. Da Jonas Henscheid nur noch in Notfällen aushilft, werden zumindest auf den Außenbahnen die Karten neu gemischt. „Wir haben Mike Großberndt und Kilian Seinsche für diese Positionen. Dennis Kania hat in der Rückrunde ebenfalls dort gespielt“, glaubt Reisewitz, die vakanten Stellen gleichwertig nachbesetzen zu können. Der Trainer bittet am 12. Juli zum Trainings-Kickoff und formuliert seine Ansprüche so: „Als Mannschaft müssen wir deutlich mehr leisten, um eine entspanntere Saison als die letzte zu erleben.“

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