Wiehl gewinnt emotionsgeladenes Derby


Die beiden oberbergischen Landesligisten lieferten sich vor rund 500 Zuschauern – das schlechte Wetter sorgte für einen Derby-Minuskulisse – einen offenen Schlagabtausch, an dessen Ende der FV Wiehl seinen ersten Saisonsieg eintütete. Balsam für die Seele nach dem schwachen Start mit nur einem Zähler aus vier Partien. „Es verschafft mir keine besondere Genugtuung, dass wir gegen Nümbrecht gewonnen haben. Für diesen Erfolg gibt es auch nur drei Punkte. Ich bin einfach froh über das Auftreten meiner Mannschaft, die alles gegeben und sich in jeden Zweikampf geworfen hat“, sagte FV-Coach Jan Kordt.



[Der eingewechselte Mike Großberndt im Duell mit Michael Möller (re.).]

Zu Beginn hatte der Gästetrainer einige bange Momente zu überstehen. Jonas Henscheid schoss nach einem Zuspiel von Tom Barth über den Kasten (3.), wenig später eroberte Robin Brummenbaum das Spielgerät von Vinzent Stoffel, der seinen Fehler gerade noch ausbügeln konnte. Den Kopfball von Ricardo Bauerfeind nach dem anschließenden Eckstoß fischte Torwart David Jäckel weg (8.). Dann die Riesengelegenheit für Wiehl, um in Führung zu gehen: Die Kugel rutschte zu Jan Peters durch, der völlig frei vor Christian Salmen auftauchte, die Möglichkeit jedoch durch einen ungenauen Querpass auf Kerem Kargin in den Sand setzte (13.).

Einen Vorstoß von Zudi Hajredini stoppte Salmen mit einer Risikogrätsche außerhalb des Strafraums (16.), ehe ein wegen Abseits nicht gegebener Treffer von Jonas Henscheid die Gemüter aufseiten der Hausherren zum ersten Mal erhitzte (21.). Wiehl blieb cool und durfte kurz darauf jubeln: Kerem Kargin nahm aus 25 Metern Maß und zimmerte das Leder in den Knick.

Und die Kordt-Truppe legte zügig nach: Dennis Kania leistete sich im Strafraum einen Schubser gegen Kevin Derksen und der Unparteiische zeigte nach einem Kontakt mit seinem Assistenten an der Linie auf den Punkt. Michael Möller behielt die Nerven und markierte das 0:2. „Ich denke, dass der Elfmeter korrekt war. Der Nümbrechter hat sich da ungeschickt verhalten“, sagte Kordt. Sein Gegenüber Torsten Reisewitz meinte: „Natürlich kann man den geben, aber dann muss der Schiri auch alle Checks dieser Art im Spiel pfeifen. Das hat er auf der anderen Seite nicht gemacht.“

Die Gastgeber näherten sich nach dem Rückstand durch Christian Rüttgers (31. Freistoß an den Außenpfosten) und Julian Opitz (38. Kopfball ans Außennetz) an, liefen zur Pause aber wieder mal einem Derby-Rückstand hinterher. Danach wendete der SSV das beliebte Stilmittel, die Belastbarkeit der Wiehler Defensive mit vielen hohen Bällen zu testen, noch intensiver an – und beschwor damit tatsächlich mehr Gefahr herauf.



[Für Torsten Reisewitz hält der Derby-Fluch an.]

Der Anschlusstreffer durch Opitz fiel nach einer Ecke, Christian Rüttgers hatte per Hackentrick die sehenswerte Vorarbeit geliefert. Fortan waren die Blau-Gelben am Drücker: Jonas Henscheid scheiterte an der Unterkante der Querstange (72.), Maximilian Sackner nur eine Minute nach seiner Einwechslung an Jäckel (82.). Nachdem Rüttgers mit einem Freistoß erneut Alu-Pech hatte (90.), wurde es im Zugabenteil richtig turbulent. Zweimal kratzte der FV den Ball mit dem letzten Einsatz von der Linie, bis Kilian Seinsche zum Flugkopfball ansetzte und dabei von einem Abwehrbein am Kopf getroffen wurde.



[Das Team von Jan Kordt feierte den ersten Saisonsieg.]

Der Referee verzichtete auf einen Strafstoßpfiff, was den SSV-Coach mächtig in Rage brachte. „Ich verstehe nicht, warum dieses Gespann angesetzt wurde. Sie waren häufig zu spät dran und insgesamt überfordert“, fand Reisewitz. Kordt hatte die Szene in dem Getümmel nicht erkennen können. „Deshalb möchte ich mir darüber kein Urteil erlauben.“ Seinsche trug von dem Tritt eine blutende Wunde davon und musste mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gefahren werden. Dort wird er über Nacht zur Beobachtung bleiben.

Bei Reisewitz, der weiterhin auf seinen ersten Derby-Dreier wartet, herrschte großer Frust, wobei er die Schuld für die Niederlage nicht bei den Schiedsrichtern suchen wollte. „Wenn wir unsere Chancen nutzen, gewinnen wir das Spiel. Nach der Pause hatten wir den Gegner total im Griff. Ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Sie haben alles versucht.“ Kordt räumte ein, dass sein Team in einigen Situationen mit dem Glück im Bunde war, „aber wenn wir unsere Konter besser ausspielen, hätten wir schon früher Ruhe gehabt.“

Tore
0:1 Kerem Kargin (27.)
0:2 Michael Möller (31. Foulelfmeter)
1:2 Julian Opitz (58. Robin Brummenbaum)

SSV Homburg-Nümbrecht
Christian Salmen; Dennis Kania, Julian Opitz, Jan Luca Krämer, Philipp Wirsing (81. Maximilian Sackner), Ricardo Bauerfeind (74. Mike Großberndt), Christian Rüttgers, Robin Brummenbaum, Tom Barth, Jonas Henscheid, Daniel Kelm (59. Kilian Seinsche)

FV Wiehl
David Jäckel; Radion Miller (62. Markus Wagner), Alexander Tomm, Jonathan Noß, Waldemar Kilb, Vinzent Stoffel (74. Davin Dresbach), Kerem Kargin, Michael Möller, Kevin Derksen, Zudi Hajredini (62. Luca Dwertmann), Jan Peters

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